Der Alltag unserer Hunde wird zu großen Teilen von uns Menschen bestimmt: Wir bestimmen, wann, was und wieviel die Vierbeiner zu fressen bekommen, mit wem sie Kontakt haben, wann und wo sie spazieren gehen und so weiter. Denken Sie mal nach: Fällt Ihnen ein anderes Lebewesen ein, das nicht mal selbst darüber bestimmen kann, wann es auf die Toilette gehen darf? Natürlich ist eine freundliche und umsichtige Führung unserer Hund durch uns Menschen wichtig und unverzichtbar. Aber: Es kann Hunde sehr glücklich machen und ist gut für eine gesunde Psyche, wenn wir ihnen immer mal wieder die freie Wahl geben. Anbei ein paar Anregungen, wie dies zu einem bereicherten Alltag beitragen kann.
Welchen Weg willst du gehen?
Kennen Sie das? Normalerweise orientieren sich unsere Hunde beim Spaziergang sehr gerne an uns Menschen. Wir bestimmen die Strecke – und unser Hund geht mit. Es gibt aber immer mal wieder Situationen, da zeigt uns unser Hund ganz deutlich, wo er am liebsten hergehen oder abbiegen würde. Es spricht nichts dagegen, gelegentlich die Wünsche unserer Hunde zu erfüllen – und ihnen dann die Wegwahl zu überlassen!
Was darf’s denn sein?
Sie möchten Ihrem Hund einen Trockenkau-Artikel geben und haben verschiedene Sorten? Dann halten Sie Ihrem Hund doch gelegentlich mehrere hin und er darf selbst entscheiden, welche er nimmt.
Was Wahlmöglichkeit mit der Psyche macht
Wahlmöglichkeiten zu haben beeinflusst die psychische Gesundheit positiv! Das, was wir von uns Menschen wissen, können wir auch auf die Hunde übertragen:
- Das Gefühl, über das eigene Leben bestimmen zu können, stärkt das Wohlbefinden. Lebewesen, die das Gefühl haben, keine Wahl zu haben, erleben häufiger Stress, Hilflosigkeit und sogar depressive Symptome.
- Wer Entscheidungen treffen kann, fühlt sich weniger ausgeliefert. Das stärkt die Resilienz und hilft, mit Herausforderungen besser umzugehen.
- Lebewesen sind motivierter und zufriedener, wenn sie Wahlmöglichkeiten haben. Selbst kleine Entscheidungen geben ein Gefühl von Selbstwirksamkeit.
- Keine Wahl zu haben oder sich gezwungen zu fühlen, kann Angst und Stress verstärken. Umgekehrt kann das Wissen, dass man Optionen hat, beruhigend wirken.
- Wer sich freiwillig für bestimmte Freunde, Hobbys oder Aktivitäten entscheidet, erlebt tiefere Bindungen und mehr Erfüllung.
Wie immer im Leben gilt: Das richtige Maße und die Balance sind wichtig! Denn natürlich kann zu viel Auswahl auch belastend sein, überfordern und Entscheidungsstress auslösen. Aber mal ganz ehrlich: Wer (wie unsere Hunde) nicht mal über den Toilettengang selbst entscheiden kann, kann ein bisschen Wahlfreiheit durchaus gebrauchen …
Was magst du und was magst du nicht?
Ein kleines Spiel, das Hund und Mensch viel Spaß macht: Nehmen Sie sich zum Beispiel eine Muffin- oder Eiswürfelform, einen Blumentopftray oder alternativ verschiedene kleine Schälchen (hier im Bild wurde auf einem Seminar eine kleine Hunde-Bar aus Papprollen-Ringen gebastelt). Jede der Öffnungen bestücken Sie mit einem kleinen Häppchen Essbarem aus Ihrem Haushalt, das auch grundsätzlich für Hunde gut verträglich ist: zum Beispiel ein Stückchen Brot, ein Stückchen Käse, ein Stückchen Banane, Möhre, Apfel, ein Tupfer Quark, eine Nudel und so weiter. Setzen Sie Ihrem Hund die Auswahl hin und beobachten Sie, wie er wählt. Was frisst er zuerst? Was zuletzt? Was lässt er liegen?
Die Freie-Auswahl-Kiste
Nicht nur eine Idee für einen Hunde-Adventskalender, sondern auch für den ganz normalen Alltag nett: Sie packen eine Kiste mit Dingen, von denen Sie ganz genau wissen, dass Ihr Hund sie gerne mag, zum Beispiel Lieblingsspielzeuge, Klopapier-Papprollen (mit oder ohne Futter darin), Packapierpäckchen mit verschiedenen Sorten von Leckerbissen darin, alte Socken, Trockenkau-Artikel und so weiter. Einmal am Tag hat Ihr Hund die freie Auswahl – und darf sich ein Teil aus seiner Kiste aussuchen. Das wird dann nach Herzenslust bespielt, auspackt, aufgegessen und so weiter…
Und was noch?
Überlegen Sie, wo Sie Hunde noch die freie Wahl lassen können. Toll ist, wenn der Vierbeiner sich seinen Liegeplatz frei wählen darf – oder wenn zumindest mehrere erlaubte zur Auswahl stehen. Schön ist es auch, wenn Hunde auswählen können, ob sie auf dem Spaziergang mit einem entgegenkommenden Hund Kontakt haben wollen oder lieber ausweichen möchten. Und so weiter…