Fleißige Haushaltshelfer
Es gibt eine Reihe von Tricks, die nicht nur nette Beschäftigungsidee, sondern darüber hinaus auch noch unbeschreiblich nützlich sind. Setzen Sie Ihren Hund doch einmal als Haushaltshilfe ein und lassen Sie ihn seine Qualitäten als Service-Dog unter Beweis stellen! Er kann Ihr Telefon apportieren oder den Staubsauger einschalten, Ihnen die Socken ausziehen oder die Türen schließen. Das macht Ihrem Hund Spaß – und kann Ihnen darüber hinaus wertvolle Dienste leisten, wenn Sie einmal gehandicapped sind.
Jeder Hund kann das!
Tür zu! Licht an!
Variante 1: Target-Stick
Für Hunde, die gelernt haben, die Spitze eines Stabes mit der Schnauze zu berühren: Der Target-Stick wird vor die Tür gehalten. Immer höher, so dass Idefix an die Tür springen muss, um mit seiner Schnute daran zu kommen. Den Target-Stick bauen Sie allmählich ab und setzen statt dessen die Hand ein, die Idefix durch Anspringen der Tür mit der Schnauze berühren soll. Daraus kann dann später ein Sichtzeichen werden. Die Hand entfernen Sie allmählich immer weiter von der Tür, bestärken aber nach wie vor das Anspringen der Tür. Und schon haben Sie’s. Frauke Harms und ihr persönlicher Idefix haben es auf diese Weise trainiert und uns auch diesen Trick geschickt.
Variante 2: Pfoten-Touch
Der direktere Weg für Hunde, die gelernt haben, ein Objekt (zum Beispiel eine Fliegenklatsche) mit der Pfote zu berühren. Die Fliegenklatsche wird an die Tür gehalten. Idefix haut mit der Pfote drauf: C&B. Die Fliegenklatsche wird nach und nach so gedreht, dass ihre flache Seite direkt an der Tür liegt und Idefix direkt gegen die Tür haut. Wie der Targetstick in Variante 1 wird auch die Fliegenklatsche allmählich abgebaut.
Variante 3: Klebezettel
Eine weitere Möglichkeit ist es, dem Hund zunächst beizubringen, einen Klebezettel mit der Pfote (oder auch Schnauze) zu berühren. Dieser Klebezettel wird dann, wenn der Hund ganz sicher in seiner neuen Aufgabe ist, an die Tür geklebt. Mit der Schere verkleinern Sie den Zettel Schritt für Schritt, so dass der Hund am Ende nur noch die Tür berührt. Besser kann man die Hilfsmittel nicht „ausschleichen“.
Variante 3: Freies Formen
Wenn Ihr Hund clickererfahren ist, wird er von sich aus schon Einiges an der Tür probieren, wenn Sie sich mit Ihrem Trainingszubehör dort aufbauen und erwartungsvoll auf die Tür schauen: Er wird die Tür anstupsen oder mit der Pfote berühren. Und schon haben Sie einen schönen Ansatz, den Sie „shapen“ und zu einem Schließen der Tür ausbauen können. Später dann wie immer Hör- und Sichtzeichen einführen.
…immer ins Schloss, bitte!
Ihr Hund hat den Übungsablauf zwar kapiert und bepfötelt die Tür zuverlässig – aber nicht so fest, dass sie ins Schloss fällt? Dann müssen sie noch ein wenig an der Intensität arbeiten. Am besten, Sie gewöhnen Ihren Hund von vornherein daran, dass das Ziel jedes Mal „Tür im Schloss“ ist. Üben Sie dazu zunächst an einer recht leichtgängigen Tür. Die öffnen Sie zunächst nur einen kleinen Spalt – so dass sie fast automatisch zufällt, wenn der Hund sie anschubst. Nach und nach öffnen Sie die Tür immer ein bisschen weiter. Falls das erste Anschubsen der etwas weiter geöffneten Tür nicht gleich zum Ziel führt, warten Sie einfach noch ein wenig mit dem Click – und Ihr Hund wird vermutlich erneut aktiv werden („Hey, hast du denn nicht gesehen – ich mach’s doch!“), was ausreicht, um die Tür zu schließen. Im Hundekopf entsteht so das Bild („Aha, Tür muss ins Schloss“) und Sie können allmählich mehr verlangen – bis irgendwann auch die weit geöffnete Tür so lange oder so intensiv angeschubst wird, bis sie ins Schloss fällt.
Hörzeichen ist praktisch!
Allein aus praktischen Gründen sollten Sie bei dieser Übung nicht die Einführung eines Hörzeichens (zum Beispiel „Tür zu!“) vergessen! Schließlich wollen Sie doch nicht jedes Mal aus dem Fernsehsessel aufstehen, wenn Idefix mal wieder tätig werden soll, oder? Wie immer warten Sie bis zur Signaleinführung, bis Ihr Hund das „Endprodukt“ (Tür ins Schloss schieben) in der Trainingseinheit immer wieder zeigt.
Was man damit alles machen kann
Auf gleiche Weise können Sie Ihrem Hund beibringen, einen Lichtschalter zu bedienen (kleine Hunde können zumindest Stehlampen ein- und ausschalten), den Staubsauger einzuschalten oder sogar Ampeln zu drücken. Ob Sie das nur als nette Beschäftigungsmöglichkeit für Ihren Hund trainieren oder Ihr Hund Ihnen damit in Ihrem Alltag eine echte Hilfe sein kann, entscheiden Sie selbst. Den Einsatzmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt – und dem Hund macht das Training, geht man es richtig an, jede Menge Spaß.
Tipp
Socken ausziehen
Das Ausziehen von Socken ist eine nette und einfach zu erlernende Aufgabe, die nicht nur Spaß macht, sondern für gehandicapte Menschen auch eine echte Hilfe sein kann.
Die Zutaten
Was Sie für diese Übung brauchen, ist denkbar wenig: Einen nackten Fuß und einen für den Anfang ruhig etwas schlabbrigen und weiten Wollsocken, der gut rutscht.
Schritt 1: Socken in die Schnauze nehmen
Als ersten Schritt gewöhnen Sie Ihren Hund daran, den Socken überhaupt in die Schnauze zu nehmen. Dazu legen Sie den Socken am besten auf den Boden. C&B, wenn sich Ihr Hund dem Socken nähert, ihn anstupst und schließlich in die Schnauze nimmt. Allein dieser Vorgang lässt sich in viele Einzelschritte zerlegen, die Sie so gestalten, dass Ihr Hund immer erfolgreich sein kann.
Schritt 2: Socken aus der Hand nehmen
Was auf dem Boden begonnen wurde, wird jetzt in der Hand fortgesetzt. Dabei legen Sie zunächst den Socken einfach nur in die ausgestreckt Hand. C & B für Ihren Hund, wenn er den Socken anstupst, ihn schließlich in die Schnauze und dann von der Hand nimmt. Auch hier bestärken Sie zunächst wieder die Teilschritte.
Schritt 3: Socken von den Fingern ziehen
Bisher konnte unser angehender Service-Dog den Socken ohne Probleme einfach von der Hand nehmen. Jetzt wird es Zeit, dass ein wenig Widerstand ins Spiel kommt, denn wenn es „Ernst“ wird und der Socken vom Fuß gezogen werden muss, braucht Hund dafür Zugkraft. Also wird der Socken nun locker über die Finger gezogen, so dass es für unseren Socken-Aspiranten kein Problem ist, ihn trotzdem zu nehmen. Allmählich steigern Sie die Anforderungen und schieben den Socken Stück für Stück weiter auf Ihre Finger, so dass Hund sich daran gewöhnt, etwas mehr Zugkraft einzusetzen, um den Socken zu nehmen. Vergessen Sie nicht, reichlich zu clicken! Wer ein etwas ungestümes Exemplar der Gattung Hund sein eigen nennt, kann seine Finger im Socken auch zunächst zur Faust ballen. So merkt Hund am schnellsten, wenn er nicht nur den Socken erwischt, und lernt, darauf zu achten, nur am leeren Teil des Strumpfes zu ziehen.
Schritt 4: Zeigt her eure Füße!
Nun kommt endlich das Zielobjekt ins Spiel: Ihr Fuß, und zwar zunächst nur einer, ist ja klar. Am einfachsten hat es Ihr Hund, wenn Sie Ihren Fuß unter dem schlabbrigen Trainings-Socken hüllenlos präsentieren. So rutscht der Test-Socken am besten. Sie machen nun am Fuß das gleiche Spielchen wie bei Ihrer Hand. Das heißt, zunächst wird der Socken nur locker auf oder über den Fuß gelegt, so dass Ihr Vierbeiner ihn problemlos nehmen kann. Dann geht’s los: Der Socken wird ein winziges bisschen über Ihre Zehen gezogen, der Rest liegt auf dem Fuß oder schlabbert runter. C&B für Ihren Hund, wenn er den Socken greift und ihn dadurch (mehr oder minder automatisch) vom Fuße zieht. Wie immer erhöhen sich die Anforderungen Stück für Stück. Der Socken wird zu einem größeren Teil über die Zehen gezogen und dann schließlich immer weiter bis zur Ferse. Vergessen Sie nicht, Ihren Hund häufig und für jedes Ziehen zu bestärken, damit er sicher wird in seiner Übung und gerüstet ist für den nächsten Schritt.
Schritt 5: Socken ausziehen komplett
Und nun sind wir am schwierigsten Teil der Übung: Die Ferse kommt ins Spiel. Sobald der Socken auch nur ein winziges Stückchen über die Ferse gezogen wird, muss Ihr Hund gleich viel mehr Zugkraft aufwenden. Helfen Sie ihm, indem Sie Ihren Fuß möglichst grade halten, also in „Beinlinie“ ausstrecken, damit das Ziehen so einfach wie möglich wird. Außerden ziehen Sie den Socken natürlich nicht gleich ganz nach oben, sondern steigern Stück für Stück Ihre Anforderungen. Wenn Ihr Hund den Socken nicht in einem Zug auszieht, sondern nachfassen muss, ist das völlig in Ordnung und sogar sockenschonender!
Wie immer gilt: Nehmen Sie sich Zeit!
Dass die ganze Prozedur nicht in einer einzigen Übungseinheit perfekt gelingen muss, ist Ihnen bestimmt klar. Wie immer gilt: Lassen Sie sich Zeit! Der Weg ist das Ziel, und das Wichtigste ist, dass Ihnen und Ihrem Hund das gemeinsame Training Spaß macht. Übrigens: Ein Signal für diese Übung führen Sie wie immer erst dann ein, wenn Ihr Hund sie schon beherrscht. Obwohl der dem Hund entgegengestreckt Socken-Fuß schon ein gutes Sichtzeichen ist, macht es Sinn, auch ein Hörzeichen einzuführen, z.B. „Socken“.
Ziehen kann man noch viel mehr!
Nicht dass Sie denken, Ihr Hund wäre nun sein ganzes Leben lang auf Socken fixiert. Weit davon entfernt: Ein Hund, der das Ziehen beherrscht, kann zum Beispiel im Winter Handschuhe von den Fingern ziehen, ganzjährig Schnürsenkel öffnen, dabei helfen, die Jacke auszuziehen oder auch einen kleinen Wagen hinter sich her ziehen und Ihnen darin Dinge bringen. Ihrer Kreativität sind diesbezüglich keine Grenzen gesetzt. Klar, dass Sie an jedem Gegenstand zunächst wieder in kleinen Schrittchen das Zieh-Training von Grund auf beginnen: denn auch, wenn Ihr Hund schnell begreifen wird, worum es geht, so sind doch alle Handschuhe, Jacken, Schnürsenkel etc. zunächst völlig neue Trainingssituationen für unsere Vierbeiner. Eine der originellsten „Zieh-Ideen“ haben Elke Endraß und Gino umgesetzt: Ginos Hilfsbereitschaft macht auch vor dem stillen Örtchen nicht Halt. Auf das Signal „Zieh Klopapier“ hin tritt Gino in Aktion – und schafft es sogar, exakt zwei Blatt abzureißen… :-)
Apportieren macht Spaß…
… und ist eigentlich überhaupt keine besondere Kunst! Dass das Apportieren für manch einen Hundebesitzer und seinen Vierbeiner häufig eine echt „Angstübung“ ist und oftmals nicht gelingt, liegt nicht zuletzt daran, dass das „klassische“ Training leider häufig mit Zwang bzw. unangenehmen Einwirkungen auf den Hund verbunden ist. Das muss aber nicht sein: Jeder Hund – und beileibe nicht nur Retriever und Co. – kann das Aufnehmen, Tragen und Bringen von Gegenständen auf nette Art lernen und zu einem begeisterten „Apporteur“ werden. Dabei beschränkt sich das Apportieren nicht nur auf das Werfen und Zurückbringen von Bällchen, Stöckchen und Co. Sie können Ihren Hund auch gleichzeitig zu einem willigen Haushaltshelfer befördern – und er wird es lieben :-)
Apportieren für Haushaltshelfer
Die Grundschritte
Apportieren ist eine sogenannte „Verhaltenskette“ und besteht damit aus vielen kleinen Einzelbausteinen. Und das ist auch schon das „Geheimnis“ des Trainings: Jede komplexe Übungseinheit wird handhabbar, wenn man die „große“ Übung in viele kleine Einzelbausteine herunter bricht und diese separat trainiert. Das hier sind die Bausteine für das Apportieren:
- Das Objekt anschauen
- Kopf in Richtung des Objektes drehen
- In Richtung des Objektes gehen
- Das Objekt (irgendwie) berühren
- Das Objekt mit der Schnauze berühren
- Die Schnauze öffnen und das Objekt berühren
- Das Objekt mit den Zähnen berühren
- Die Schnauze um das Objekt schließen
- Das Objekt in der Schnauze behalten
- Den Kopf zum Menschen drehen, während das Objekt in der Schnauze ist
- Sich zum Menschen bewegen, während das Objekt gehalten wird
- Das Objekt in die Hand legen
Tipp
Noch ein paar Trainings-Tipps
Die folgenden Tipps helfen, dass Ihnen das Apportieren bestimmt gelingt:
- Natürlich können nicht alle Schritte in einer einzigen Übungseinheit durchgearbeitet werden. Lassen Sie sich Zeit. Jedes Teilverhalten muss erst zuverlässig gezeigt werden, bevor Sie die Anforderungen erhöhen und zum nächsten Schritt übergehen. Geht es mal nicht weiter, gehen Sie einfach einen oder mehrere Schritte zurück.
- Denken Sie daran, die Anforderungen so klein zu halten, dass Sie gerade bei den ersten Schritten möglichst häufig clicken können (versuchen Sie, es auf 10-15 Clicks pro Minute zu bringen!). Das hält Ihren Hund im Spiel, verschafft ihm viele Erfolge und hilft ihm dabei, die neue Übung schnell zu verstehen.
- Gerade beim Apportieren ist das Timing enorm wichtig. Beispiel: Der Hund berührt das Objekt schon zuverlässig mit den Zähnen. Sie wollen nun die Anforderungen so erhöhen, dass er das Objekt zwischen die Zähne nimmt. Sie warten also etwas mit dem „Click“ und schauen, was der Hund Ihnen anbietet. Jetzt kommt es auf den Bruchteil einer Sekunde an: Clicken Sie zu früh, kommen Sie nicht weiter. Sind Sie aber etwas zu spät, könnte es sein, dass Ihr Hund das Objekt schon wieder losgelassen hat und Sie ihn ungewollt dafür bestärken, dass er die Zähne vom Objekt entfernt. Tun Sie so, als wäre der Clicker der Auslöser eines Foto-Apparates und Sie wollten vom „richtigen Moment“ ein Bild machen.
- Dass Hund das Objekt sofort los lässt, wenn Sie clicken, ist „normal“ und auch erwünscht. Schließlich sagt ihm der Click: „Das hast du gut gemacht, das Verhalten ist beendet, du kannst dir dein Leckerchen abholen.“
- Nicht enttäuscht sein: Wenn der Hund ein Objekt (nämlich das, mit dem er immer geübt hat) holen kann, heißt das noch nicht automatisch, dass er das Apportieren schon so verallgemeinert hat, dass er auch andere Gegenstände herbeibringen kann. Das muss er erst lernen – und wie immer gehen Sie dafür wieder einige Schritte im Übungsablauf zurück.
Wer weiß: Mit ein bisschen Übung bringt Ihnen vielleicht auch Ihr Hund irgendwann den Eimer für die Gartenarbeit wie Gino, der spanische Wasserhund im Bild unten links, oder macht es der schönen Aphelia unten rechts nach und trägt Ihnen an einem kalten Herbstabend das Kaminholz zum Feuer…
Also: Viel Spaß beim Apportieren Lehren und Lernen!