Gute Wissensquellen finden
Immer mehr Hundeleuten ist es ein Anliegen, sich fortzubilden: mehr über unsere vierbeinigen Begleiter zu erfahren oder mit ihnen unter Anleitung zu trainieren oder sie zu beschäftigen. Ein Seminar zu besuchen und mit Gleichgesinnten zu lernen ist für uns oft wie ein kleiner Urlaub. Auch der Besuch eines Trainingskurses mit Hund mit direktem Austausch mit dem Trainer / der Trainerin und ggf. anderen Kursteilnehmern ist für viele von uns bereichernd.
Als Alternative zur den „Präsenz-Angeboten“ gibt es in jüngster Zeit immer mehr Angebote zum zuhause Lernen: Webinare, in denen sehr kompakt Wissen zu einem bestimmten Thema vermittelt wird. Oder auch Online-Kurse (darunter auch unser SPASS-MIT-HUND Clicker-Fernkurs), in denen über einen bestimmten Zeitraum nach Anleitung trainiert wird. Und natürlich auch Bücher und DVDs zu verschiedensten Themen. Oder kostenlose Youtube-Videos und Podcasts mit Wissen und Anleitungen. Der Vorteil all dieser Angebote: Sie können bequem von zuhause aus genutzt werden – und das unabhängig davon, in welcher entlegenen Ecke der Welt Sie wohnen. Und: Sie können zu Zeiten genutzt werden, die sich jeder selbst aussuchen kann.
Was für „Präsenz-Veranstaltungen“ wie Seminare oder Hundeschul-Kurse gilt, ist natürlich auch für die Wissensquellen zum zuhause Lernen relevant: Sie können von sehr unterschiedlicher Qualität sein. Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei herauszufinden, ob Ihnen hier zeitgemäßes Wissen und ein Umgang mit dem Hund vermittelt wird, der Ihre Beziehung fördert und keinen Schaden anrichtet.
Der Wissensquellen-Check

- Begegnen Ihnen oftmals Begriffe rund um „Rudelführerschaft“, „Rangordnung“ und „Dominanz“? Wird darauf hingewiesen, dass Grundlage allen Zusammenlebens ist, dass der Hund Sie als „Rudelführer“, „Chef“ oder gar „Leitwolf“ anerkennt? Oder wird im Zusammenhang mit der Mehrhundehaltung häufig von der „Rangordnung“ in der Hundegruppe gesprochen?
(Warum das im „Schnellcheck“ ein Ausschlusskriterium ist: Heute geht man davon aus, dass Hund und Mensch keine Rangordnung untereinander bilden und dass selbst Hunde untereinander keine starren „Rudelstrukturen“ entwickeln. Als Vergleich für ein gelungenes Zusammenleben gilt eher der Familienverband: mit einem Eltern-Kind-Verhältnis in der Hund-Mensch-Beziehung, in der es zwar konsequent und nach bestimmten Regeln, aber immer liebevoll zugeht. Und bei den Hunden untereinander ist es eher wie unter Geschwistern: Alle sollten lernen, sich höflich zueinander zu verhalten – und die Eltern legen Wert darauf, dass keiner zum „Tyrannen“ wird.) - Werden Wolfs- und Hundeverhalten bunt miteinander vermischt?
(Warum das im „Schnellcheck“ ein Ausschlusskriterium ist: Unsere Hunde sind zwar verwandt mit den Wölfen, aber beide haben sich längst auseinanderentwickelt. Wir Menschen würden schließlich auch nicht auf die Idee kommen, unser Verhalten ständig mit dem von Schimpansen zu vergleichen. Ganz davon abgesehen: Viel „altes“ Wissen, wie sich Wölfe vermeintlich verhalten, gilt inzwischen als überholt, siehe beispielsweise oben Rangordnung…) - Welche Strategien werden gegen Problemverhalten und unerwünschte Verhaltensweisen angewandt? Was wird getan, wenn Übungen nicht klappen? Wird mit Strafreizen gearbeitet? Werden „Rangreduktionsprogramme“ empfohlen?
(Warum das im „Schnellcheck“ ein Ausschlusskriterium ist: Man weiß mittlerweile, dass sich unerwünschtes Verhalten durch den Einsatz von Strafreizen in den meisten Fällen bestenfalls unterdrücken lässt. Häufig findet jedoch sogar eine Verschlimmerung statt bzw. es treten Nebenwirkungen psychischer oder physischer Art auf, die kaum kalkulierbar sind. Profis schauen bei allen empfohlenen Maßnahmen vordringlich auf den „inneren Zustand“. Bei ihnen steht im Mittelpunkt, dass sich die Gefühlslage des Hundes zum Positiven verändert (z.B.: aus Angst oder Wut wird Entspannung). Bei bestimmten Problemverhalten wird in der zeitgemäßen Verhaltenstherapie problembezogen nach den Ursachen gesucht – und kein zusammenhangloses „Rangreduktionsprogramm“ empfohlen (überspitzt gesagt: „ich gehe zuerst durch die Tür – und als Folge jagt der Hund fortan keine Eichhörnchen mehr“). - Welche Ausrüstung und welchen Umgang mit dem Hund sehen Sie oder wird Ihnen emfohlen, wenn ihm etwas beigebracht werden soll: Kommen Zug-, Würge oder gar Stachelhalsbänder zum Einsatz? Werden dünne Schnüre um den Hundehals gelegt? Wird mit Leinenrucks und anderen sogenannten „Impulsen“ auf den Hundehals gearbeitet? Wird insgesamt viel „Hand“ angelegt, wenn es darum geht, den Hunden Übungen beizubringen (zum Beispiel: werden sie ins „Sitz“ oder „Platz“ gedrückt?)
(Warum das Ausschlusskriterien im „Schnellcheck“ sind: So wird heutzutage nicht mehr gearbeitet. Wer erreichen will, dass Hunde freudig und zuverlässig mitarbeiten, der setzt auf Kooperation statt auf Druck. Und spätestens seit wir Hundeleute wissen, dass Hunde-Halswirbelsäulen genau so empfindlich sind wie die unseren und dass Hunde, genau wie wir Menschen, an Verspannungen, Kopf- und Rückenschmerzen leiden, sind der Leinenruck und andere „Impulse“ auf den empfindlichen Hundehals verpönt. Besser, Sie sehen Hunde in Brustgeschirren und mit langen, durchhängenden Leinen – und vor allen Dingen mit entspannter, angstfreier Gesichtsmimik und Körpersprache!) - Wird explizit damit geworben, dass „ohne Leckerchen“ gearbeitet wird? Beliebt sind seit einiger Zeit auch Phrasen wie „Beziehung statt Konditionierung“…
(Das sollte Sie misstrauisch machen. Lernen ohne Konditionierung ist wie Atmen ohne Luft zu holen – es geht schlichtweg nicht. Das ganze Leben ist voller Konditionierungsprozesse: Ruft Zimtduft bei Ihnen ein angenehmes „Weihnachtsgefühl“ hervor? Oder der Begriff „Steuererklärung“ ein leises innerliches Seufzen? Genau – das zum Beispiel ist Konditionierung, und sie passiert automatisch! Wer damit wirbt, „ohne Konditionierung“ zu arbeiten, dem ist zu unterstellen, dass er die Lerngesetze nicht verinnerlicht hat. Und apropos Lerngesetze. Gerade dann, wenn ausdrücklich betont und beworben wird, dass „ohne Leckerchen“ gearbeitet wird: Schauen Sie genau, auf welche Weise die Hunde stattdessen motiviert werden, mitzumachen. Oft verbergen sich dahinter dann unhöfliches Anrempeln und Bedrängen (unter dem Deckmantel vermeintlich hundgerechter Körpersprache) oder andere unangenehme Einwirkungen. Das Prinzip „Kooperiere mit mir, sonst wird es unangenehm für dich“ kann kurzfristig augenscheinlich die gewünschten Ergebnisse bringen, führt langfristig jedoch zu den oben genannten Nebenwirkungen.) - Und last but not least: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! Nach dem Merksatz zu entscheiden „Wenn ich Hund wäre – würde ich wollen, dass so mit mir umgegangen wird?“ führt meistens zu ziemlich guten Ergebnissen!