Medical-Training
Hier zeigt Clickertraining, was es „drauf hat“. Es geht um Wichtiges – und (für viele Hund-Mensch-Teams) auch Schwieriges! Krallenschneiden, Zecken entfernen, Zähneputzen und Co. Ihnen wird schon ganz anders, wenn Sie diese Worte nur lesen? Sie möchten, dass Ihr Hund diese kleinen notwendigen Prozeduren der Körperpflege und Gesundheitsvorsorge künftig entspannt über sich ergehen lässt? Das alles ist machbar – mit Clickertraining!
Medical-Training mit Clicker: Warum es so gut funktioniert
- das Herunterbrechen einer großen „Hürde“ in winzig kleine, handhabbare Schrittchen,
- das punktgenaue Bestärken des erwünschten Verhaltens und
- die angenehme Trainingsatmosphäre
wird es möglich, auch größere Herausforderungen nicht nur zu meistern, sondern sogar zu einer angenehmen, freiwillig angebotenen Sache zu machen. Das erspart den beteiligten Zwei- und Vierbeinern viel Stress und erleichtert ihr Leben – und zeigt einmal mehr die Potenziale „positiven“ Trainings!
Sie können gar nicht glauben, dass Ihr Fido, dessen empfindliche, aber schnellwüchsige Krallen Sie bislang nur mit tierärztlicher Unterstützung und unter großen Protesten bearbeiten konnten, Ihnen nach ein paar Clickersitzungen die Pfote freiwillig zur Pediküre reicht und Ihnen dann auch noch seine Zähne zeigt, damit Sie sie putzen können? Dann kommen Sie kurz mit auf einen kleinen Ausflug zu YouTube. Das, was Sie hier im Video sehen, wird Sie garantiert begeistern – und hoffentlich überzeugen:
- „Orangutan Training at the Fort Wayne Zoo“: Hier sehen Sie zwar nicht, WIE es trainiert wurde (und Sie hören auch keinen Clicker), aber Sie sehen die beeindruckenden Ergebnisse: Orang Utans, die mit Begeisterung ihre Zähne zum Putzen zeigen, ihr Ohr zum Fiebermessen gegen das Gitter drücken oder Ihren Pflegern freiwillig einen Arm zur Untersuchung (und späteren Blutabnahme) in einer speziellen Vorrichtung entgegen strecken.
- „Clicker Target Training Bear“: Dieser Bär hat gelernt, zunächst einen Stab (die Zahnbürste) zu berühren, dann das Maul zu öffnen und sich die Zähne putzen zu lassen. Anstelle des Clickers wird hier ein Markerwort eingesetzt: „Good!“.
Und was in den Zoos dieser Welt als „Medical Training“ mit Affen, Bären, Elefanten oder Krokodilen längst Standard ist (und den beteiligten Menschen und Tieren viel Stress und so manche Narkose erspart), das werden Sie und Ihr Fido garantiert auch schaffen!
Tipps vorab für alle Übungen
Noch ein paar Tipps, bevor Sie sich auf Krallenscheren, Zahnbürsten und Fieberthermometer stürzen:
- Wenn Sie und Ihr Hund noch keine oder wenig Clickererfahrung haben, dann sollten Sie diese zunächst erst festigen. Setzen Sie den Clicker also erst einmal für ein paar „harmlose“ leichte Übungen und Tricks ein und sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund es generell toll findet, mit Ihnen zu trainieren. Umso unbefangener können Sie nachher auch an die schwierigen Dinge herangehen. Anregungen finden Sie in unseren Einstiegs- und Kreativitätsübungen.
- Beim Medical-Training haben Sie oft beide Hände am Hund (beispielsweise in einer Hand die Pfote, in der anderen die Krallenschere). Da fehlt oft die dritte Hand für den Clicker. Praktisch ist es deshalb, wenn Sie zusätzlich zum Clicker ein Zungenschnalzen oder ein Markerwort (z.B. ein „Yip“ oder „Yes“) mit gleicher Bedeutung („Gut gemacht! Kannst aufhören und Futter abholen!“) konditionieren. Die Konditionierung funktioniert genau wie die des Clickers: Ein paar Mal (z.B.) „Yip“ + Futter – und die Verknüpfung „sitzt“.
- Denken Sie daran: Gefühle werden immer mitgelernt – und je besser sich Fido beim Training fühlt, desto besser werden hinterher auch Ihre Ergebnisse ausfallen. Also tun Sie gut daran, nicht in einer Situation mit dem Training anzufangen, in der Ihr Hund und Sie schon unter Stress stehen: wenn er beispielsweise gerade schon vor Ihnen und der Krallenschere geflohen ist oder sogar bereits auf dem Tierarzttisch steht. Fangen Sie im Idealfall lange – quasi vorbeugend – vor dem „Ernstfall“ an. Sorgen Sie für eine entspannte und fröhliche Trainings-Atmosphäre. Am besten, Sie machen das Medical-Training zu einem Bestandteil Ihres normalen Trainingsprogramms und gehen es genau so locker wie einen lustigen Trick an.
- Es macht einen Unterschied, ob Sie nur vorbeugend trainieren (z.B. weil Sie Ihren Welpen schon einmal daran gewöhnen möchten, wie es ist, wenn ihm die Krallen geschnitten werden oder jemand mit einer Zeckenzange an ihm rumhantiert) oder ob Ihr Hund und Sie bereits „vorbelastet“ mit der speziellen Übung sind (z.B. weil Ihnen beiden das Krallenschneiden oder Zecken herausdrehen schon jahrelang ein Horror ist). In letzterem Fall ist das Herunterbrechen der angstbehafteten Übung in WINZIGSTE, gut handhabbare Schritte von ganz besonderer Bedeutung. Die Schritte können gar nicht klein genug sein! Dass Sie die Schritte klein genug angesetzt haben, sehen Sie daran, dass Ihr Hund sich im Training immer wohlfühlt, keine Zeichen von Unbehagen (hierfür ist es hilfreich, wenn Sie ein wenig Hundesprache lernen und sich mit Beschwichtigungssignalen auskennen) oder Meideverhalten zeigt oder sogar aus der Trainingssituation entkommen möchte.
- Noch zwei Tipps für besondere Härtefälle: Sie bringen es kaum über sich, Krallenschere oder Zeckenzange in die Nähe Ihres Hundes zu bringen? Sie warten schon förmlich darauf, dass Ihr Hund zusammenzuckt oder aufschreit und sind selbst schon ganz verkrampft? Gerade, wenn Sie und Ihr Hund schon eine lange Angst- und Stressgeschichte mit einer bestimmten „Prozedur“ hinter sich haben, kann es hilfreich sein, wenn jemand anderes aus der Familie oder dem Freundeskreis die ersten Trainingsschritte unter Ihrer Anleitung übernimmt. Außenstehende gehen oft lockerer und entspannter an die Sache heran – und erleichtern damit auch dem Hund den Einstieg ins Training. Hilfreich sein kann außerdem ein „Requisitenwechsel“: Sie haben bislang ein bestimmtes Modell der Krallenschere oder der Zeckenzange eingesetzt? Dann verwenden Sie für Ihr „neues“ Training ein anderes Modell oder zumindest eine neue Farbe. Auch damit machen Sie dem Hund klar: Ab jetzt wird alles anders (und besser)!
Doktorspiele: Untersuchungen üben
Eine gute Vorbereitung für alle möglichen Prozeduren der Körperpflege und medizinischen Behandlung: Ihr Hund lässt es zu, dass Sie ihn an verschiedensten Körperstellen berühren, sie prüfend betrachten und untersuchen. Ihr Übungsziel ist das, was im Trainer-Jargon „Dead-Man-Behaviour“ (wörtlich übersetzt: Totmann-Verhalten) oder auch „Duldungsübung“ heißt: Der Hund verharrt bewegungslos und ruhig, solange Sie zugange sind. Und: Er fühlt sich gut dabei!
Die Vorbereitungen
Das sind die optimalen Bedingungen für Ihren Einstieg:
- Bewaffnen Sie sich mit Clicker und Leckerchen. Idealerweise ist Ihr Hund bereits in einer aufmerksamen, aber nicht allzu aufgekratzten Trainingsstimmung (z.B. gegen Ende einer Trainingseinheit mit verschiedenen anderen Übungen und Tricks).
- Rituale helfen den meisten Hunden: Suchen Sie sich deshalb ein Wort aus, mit dem Sie Ihrem Hund künftig ankündigen, dass jetzt kleine Untersuchungen anstehen. Wie wär’s zum Beispiel mit „Gesundheits-Check“? Das sprechen Sie am Anfang Ihrer Trainingseinheit ganz ruhig aus. Ihr Hund kann damit zu Beginn zwar noch gar nichts anfangen – aber nach und nach wird er immer besser einschätzen können, was kommt, wenn Sie Ihr Wort sagen.
- Berühren Sie Ihren Hund zur Einstimmung da, wo er am liebsten berührt werden mag. Meist gilt: Berührungen von unten oder von der Seite kommen besser an als von oben. Probieren Sie, sich möglichst wenig über den Hund zu beugen. Wenn der Hund vergleichsweise ruhig bei Ihnen ist, geht’s richtig los.
Es wird Hand angelegt
Fangen Sie mit Ihren Untersuchungen an, z.B.
- Ihre Hand wandert am Körper entlang und verweilt etwas länger an einer Stelle des Körpers: C & B
- ein Ohr wird vorsichtig hochgehoben: C & B
- ein Bein wird für einen Moment umfasst: C & B
- die Rute wird hochgehoben: C & B
- ein Bein wird hochgehoben: C & B
- eine Hand verweilt kurz unter dem Kinn: C & B
- eine Lefze wird hochgezogen: C & B
- der Kopf wird kurz in beide Hände genommen: C & B
- …
Tipps fürs gute Gelingen
- Sie clicken immer dann, solange der Hund noch ruhig ist. Je unruhiger der Hund oder je empfindlicher seine Körperstellen, die Sie berühren bzw. untersuchen, umso schneller muss zunächst der Click kommen.
- Stellen Sie sich immer Folgendes vor: Der Click ist der Auslöser eines Fotoapparates – und Sie wollen im Bild haben, wie der Hund ruhig da steht, während Sie ihn untersuchen.
- Spätestens dann, wenn Sie zwei „Fehlversuche“ hintereinander haben (d.h. Hund zappelt, noch ehe Sie clicken konnten), müssen Sie mit Ihren Anforderungen wieder zurück gehen. Überlegen Sie, wie Sie es dem Hund leichter machen können.
- Viele Hunde empfinden es als angenehm, wenn sich BEIDE Hände am Körper befinden. Die eine untersucht und wandert umher, die andere bleibt still liegen.
- Wie Sie in dieser Übung den Schwierigkeitsgrad steigern: Sie können die Dauer einer Untersuchung erhöhen (z.B.: das Bein wird bis zu 10 Sekunden festgehalten), und Sie können auch mehrere kurze Untersuchungen hintereinander durchführen, ehe Click und Belohnung kommen. Wichtig wie üblich: Es darf nicht ständig schwerer werden! Beispiel: Sie üben daran, dass Sie das Bein des Hundes 20 Sekunden halten können. Derzeit sind Sie bei ca. 10 Sekunden. So könnte Ihre Trainingseinheit aussehen (Zahl = Anzahl Sekunden; * = Click und Belohnung): 10 * 5 * 8 * 4 * 12 * 6 * 10 * 3 * 7 * 10 * 5 * 12 * 3. Sie nutzen so den „Glücksspieleffekt“: Der Hund weiß nie, wann die Belohnung kommt und bleibt hoch motiviert. Gleichzeitig steigern Sie seine Leistung.
- Und wie könnte es weiter gehen? Wenn Sie möchten, dass Ihr Hund auch später beim Tierarzt gelassen ist, dann üben Sie noch zweierlei. Zum einen, dass auch andere Personen die Übungen mit Ihrem Hund durchführen können (die „Hilfsperson“ untersucht, Sie clicken); zum anderen, dass die Übungen auch in anderen Umgebungen klappten (z.B. zuerst im gewohnten Trainingsraum, dann im Nebenraum, im Badezimmer, im Garten, bei Freunden zuhause, auf dem Hundeplatz, unterwegs auf dem Spaziergang, im Wartezimmer des Tierarztes etc.).
Die Steigerung: Zeckenzange, Spritze, Zahnbürste und Co.
Sie und Ihr Hund sind schon richtig routiniert darin, Untersuchungen an den verschiedensten Körperteilen abzuwickeln? Ihr Hund kennt das Prozedere und hält geduldig still, während Sie ihn „durchchecken“? Eine gute Grundlage dafür, dass künftig auch Zeckenzange, Zahnbürsten und Co. entspannt zum Einsatz kommen können. Das Trainingsprinzip ist exakt das Gleiche wie oben unter „Doktorspiele“ beschrieben – nur, dass jetzt noch die „Instrumente“ ins Spiel kommen. Hier ein paar Beispiele für den Schritt-für-Schritt-Aufbau. Wie immer gilt: Lassen Sie sich Zeit und planen Sie für jeden der Schritte genügend Wiederholungen ein.
…zum Beispiel: Spritze und Zeckenzange
So könnten die Einzelschritte aussehen:
- Sie nehmen noch nicht das (möglicherweise gefürchtete oder mit Argwohn betrachtete) Instrument in die Hand, sondern zunächst z.B. einen Kugelschreiber. Den zeigen Sie Ihrem Hund. C&B, wenn er daran schnuppert. Ziel: „Gerätschaft – find ich gut!“
- Sie streichen Ihrem Hund mit dem Kugelschreiber zunächst vorsichtig über den Körper. C & B, wenn er still hält.
- Ihre Hand mit dem (noch am Körper anliegenden) Kugelschreiber verharrt an verschiedenen Stellen des Körpers. C & B
- Sie nehmen den Kugelschreiber so in die Hand wie eine Zeckenzange oder eine Spritze und halten ihn – noch ohne Druck – an verschiedene Stellen des Körpers: C & B
- Verlängern Sie allmählich die Dauer, während der Sie den Kugelschreiber “ angesetzt“ halten: C & B
- Steigern Sie dann allmählich (aber behutsam!) den Druck, mit dem Sie zupieksen (denn sowohl Zeckenzange als auch Spritze werden später „ziepen“). Wenn Ihr Ziel das Herausdrehen der Zecke ist, dann bewegen und drehen Sie den Kugelschreiber auf der Haut (erst nur ein bisschen, dann eine Vierteldrehung, dann eine halbe Drehung, dann einmal herum, dann zweimal herum etc.)
- Steigen Sie dann als Requisiten auf „echte“ Zeckenzangen und Spritzen (ohne Kanüle) um. Durchlaufen Sie mit ihnen sicherheitshalber „im Schnelldurchlauf“ noch einmal alle vorherigen Schritte.
- Bitten Sie nette Familienmitglieder und Freunde, für Sie den „Tierarzt“ zu spielen.
- Üben Sie in verschiedenen Umgebungen.
Sie haben das geschafft? Prima – die Chancen sind gut, dass die nächste Zecke oder der nächste Impftermin deutlich entspannter verlaufen!
… zum Beispiel: die Zahnbürste
Ihr Zubehör: Eine spezielle Hundezahnpasta (sie ist meist für die Hunde sehr „lecker“ und angenehm) und am besten auch eine spezielle Hundezahnbürste (möglich sind auch weiche Kinderzahnbürsten); auch Zahnbürsten zum „über den Finger Ziehen“ sind praktisch und hilfreich. Ganze Zubehör-Sets erhalten Sie beispielsweise bei Ihrem Tierarzt. Und so geht’s:
- Sie arbeiten zunächst daran, dass Sie Ihrem Hund die Lefzen hochheben und einen Blick auf seine Zähne werfen können (wie das geht, siehe Anleitung „Doktorspiele“)
- Ihr Instrument ist zunächst der Finger. Berühren Sie behutsam für einen kurzen Moment Zähne und/oder Zahnfleisch. C & B
- Steigern Sie die Dauer der Berührung. Wandern Sie entlang der Zähne, simulieren Sie putzende Bewegungen. C & B
- Streichen Sie nun ein wenig Zahnpasta auf Ihren Finger. Sie verwenden natürlich ausschließlich spezielle Hundezahnpasta! Meist ist sie für die Hunde sehr „lecker“ und angenehm!
- Duldet Ihr Hund das Zähneputzen mit dem Finger, steigen Sie um auf die Hunde-Zahnbürste. Wenn Sie eine „Fingerzahnbürste“ haben, setzen Sie erst diese ein. Clicken Sie sofort, wenn Ihr Hund sich die Berührung seiner Zähne mit der Bürste für einen kurzen Moment gefallen lässt. Dann steigern Sie allmählich wieder die Dauer.
… zum Beispiel: das Blutabnehmen
Hier sind wir wieder bei YouTube fündig geworden. Schauen Sie mal, wie gut Katze ZsaZsi ihre Sache macht. Die Einzelschritte, die Sie im Video „Tierarzttraining mit ZsaZsi“ sehen:
- stillhalten, während das Bein zwischen den Fingern gedrückt wird
- Strecken des Beins durch die Schlinge / Anlegen der Schlinge
- Bewegung der Schlinge am Bein
- Verkleinern und Zuziehen der Schlinge am Bein.
http://www.youtube.com/watch?v=TZLWEYFuTHk
Spezialdisziplin Krallenschneiden
Krallenschneiden: Für viele Hunde und ihre Menschen eine „schwierige Geburt“ – und für den Alltag doch so wichtig!
Fallbeispiel Asta: Von der Phobie zur Begeisterung
- So war’s vorher: Krallenschneiden geht nur mit fachkundiger Unterstützung und ruft allergrößtes Unbehagen und schrille Entsetzensschreie hervor. Besonders an die überaus empfindlichen Daumenkrallen trauen wir uns gar nicht ran. Zu allem Übel wachsen Astas Krallen sehr schnell (sie ist viel auf Waldboden und unbefestigten Wegen unterwegs), das Schneiden ist nicht vermeidbar.
- Ein paar Trainingseinheiten später: Der Anblick der Krallenschere lässt Astas Augen leuchten – hier gibt’s was zu verdienen. Asta legt ihre Pfoten freiwillig in die Hand, hält still und lässt sich Stück für Stück ihre Nägel kürzen. Auch wenn es ihr ab und an noch etwas unheimlich zu sein scheint, ist sie mit viel Engagement dabei.
Und wie sieht der Weg aus, der zum Ziel führt?
Vorbereitung: Pfötchen Geben
Es ist hilfreich, wenn Ihr Hund bereits das Pfötchen Geben beherrscht. Wie Sie das einüben können, finden Sie in unserem Circus Click & Trick.
Schritt 1: Krallenschere ist toll!
Hund wird für jedes Beschnüffeln und Anstupsen der entgegengestreckten Krallenschere fürstlich bestärkt, anfangs sogar für jede kleine Annäherung und jeden Blick in Richtung Schere. Ziel: „Schere – find ich toll!“ Ist diese Hürde gemeistert, gibt’s C & B dafür, dass Hund sich mit der Krallenschere am Körper und dann an der Pfote (die dafür noch Bodenhaftung haben darf) berühren lässt. Sie sollten dabei immer nur so kurz an einer Stelle des Körpers verweilen, wie Ihr Hund auch stillhält! Sie können dabei so anfangen, dass Sie Ihren Hund zunächst mit der Krallenschere in der Hand an Körper streicheln
Schritt 2: Die Pfote ruhig halten
Hunde, die das Pfötchen Geben gelernt haben, reichen zwar mit Begeisterung die Hand, ziehen sie häufig aber mit ebensolcher Begeisterung schnell wieder zurück. Deshalb ist es ganz praktisch, als Zwischenschritt das ruhige Halten der Pfote in der Hand zu bestärken. Nehmen wir an, Sie wissen, dass Ihr Hund beim Pfötchen Geben seine Pfote für zwei Sekunden in Ihrer Hand liegen lässt, dann clicken Sie auch hier zunächst in diesem Zeitraum. Ganz allmählich und Sekunde für Sekunde steigern Sie dann die Dauer bis zum Click, der Ihrem Hund ja signalisiert, dass er die Pfote nun zurück ziehen darf und seine Belohnung bekommt. Sie können dann ruhig auch anfangen, die in Ihrer Hand liegende Pfote zu berühren oder mit Ihrer freien Hand darüber zu streichen, damit Ihr Hund sich daran gewöhnt, dass Sie an seinen Pfoten „herummanipulieren“. Außerdem sollten Sie Ihren Hund damit vertraut machen, dass Sie seine Pfote locker festhalten (also Ihre Hand, in der die Pfote liegt, leicht um die Pfote schließen), als Absicherung, dass er sie später nicht doch plötzlich zurück zieht und sich wehtut, während Sie gerade an seiner Kralle schneiden.
Schritt 3: Krallenschere und Pfote zusammen bringen:
Ihr Hund hat die Krallenschere schätzen gelernt und hat gelernt, die Pfote so lange in Ihrer Hand liegen zu lassen, bis dass der erlösende „Click“ kommt. Dann geht’s jetzt weiter: In der einen Hand liegt die Pfote. Mit der anderen Hand greifen Sie nach der Krallenschere. C & B gibt’s bereits dafür, dass Ihr Hund seine Pfote in dieser Situation nicht zurück zieht. Sie steigern wieder Schritt für Schritt die Anforderungen: C & B dafür, dass die Krallenschere Pfotenberührung hat und Ihr Hund still hält. C & B dafür, dass Ihr Hund still hält, während Sie ihm mit der Krallenschere über seine Pfote streichen.
Schritt 4: Die Krallenschere öffnet sich
Nun kommt allmählich Bewegung in die Krallenschere. In Krallennähe (die Pfote liegt natürlich in Ihrer Hand) öffnen und schließen Sie die Schere. C & B, wenn Ihr Hund still hält. In einem nächsten Schritt legen Sie die geöffnete Schere um die Kralle. C & B. Steigern Sie allmählich die Dauer bis zum nächsten Click und legen Sie die Schere vor dem Click auch mal um eine zweite oder eine dritte Kralle. Dabei wird noch kein Stück der Kralle abgeknippst! Einige Hundebesitzer nehmen – vom Hund unbemerkt – als Zwischenschritt auch einen Zahnstocher oder Ähnliches in die Hand und knipsen diesen in der Hand mit der Pfote ab. Dabei geht es darum, dass sich der Hund an das „Knips-Geräusch“ gewöhnt.
Schritt 5: Es darf geschnitten werden
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Aber stopp: Geschnitten wird noch nicht gleich in ganzer Länge. Wir fangen an, zum Training ganz winzige, milimeterkleine Stückchen abzuschneiden – eher ein Raspeln als ein Knipsen. Dabei unbedingt darauf achten, dass der Click nicht genau gleichzeitig mit dem Abknipsen der Kralle erfolgt, sondern wirklich erst, wenn die Schere wieder geöffnet ist! Weil der Click die Übung beendet, besteht sonst die Gefahr, dass der Hund seine Pfote schnell zurück zieht und in der Schere hängen bleibt. Und: Denken Sie daran, nicht zu viel der Kralle abzuschneiden, wenn Ihre abgeknipsten Krallenstücke allmählich größer werden. Achten Sie darauf, niemals die Blutgefäße zu verletzten, die bei hellen Krallen von außen gut sichtbar sind, bei schwarzen Krallen jedoch häufig kaum erkennbar sind. Im Zweifelsfall fragen Sie lieber Ihren Tierarzt, wie weit Sie gehen dürfen.
Zusatz-Tipps gegen Tierarzt-Phobie
Gehört Ihr Hund auch zu denen, die bereits bei der Abfahrt zum Tierarzt genau wissen, wo es hingeht? Die bereits bibbernd im Auto sitzen, noch ehe Sie die Praxis erreicht haben? Die kaum freiwillig dazu zu bewegen sind, die Praxis zu betreten? Oder gehören Sie zu den vorausschauenden Hundebesitzern, die solchen Tierarzt-Phobien vorbeugen möchten? Die mit dem neuen Hund erstmals zum Tierarzt gehen oder mit dem „alten“ Hund den Tierarzt wechseln? In beiden Fällen können Ihnen – ergänzend zu Ihrem „Medical-Training“ mit dem Clicker – die folgenden Tipps helfen:
Baustein 1: Mit Futter gegen die Angst
„Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck!“ Das sollte Ihr Motto sein, wenn Sie mit Ihrem Hund erstmalig eine neue Tierarztpraxis besuchen. Und deshalb sollten Sie mit Ihrem Besuch dort möglichst nicht auf den „Ernstfall“ warten:
- Fragen Sie Ihren Tierarzt, ob Sie außer der Reihe kommen dürfen – vielleicht kurz vor oder kurz nach der offiziellen Sprechzeit oder einfach am Rande des normalen Betriebs.
- Ihr einziges Ziel beim Besuch: Ihren Hund mit einer Festmahlzeit zu überraschen! Rüsten Sie sich dafür mit etwas ganz Besonderem aus – einer kleinen Schale Hunde- oder Katzenfeuchtfutter oder einer Hand voll Fleischwurst, zum Beispiel. Sie gehen mit Ihrem Hund in die Praxis, verabreichen ihm den Snack, lassen Ihren erstaunten Hund auffressen und gehen wieder nach Hause.
- Je öfter Sie das (natürlich, ohne den Praxisbetrieb zu stören) tun können, umso besser!
- Und wenn Sie das nicht nur im Wartezimmer, sondern auch einmal im Behandlungsraum – und im Idealfall sogar auf dem Behandlungstisch – tun dürfen: optimal!
- Ihr Hund lernt dadurch: „Praxis ist toll!“ Die Chancen sind gut, dass er künftig frei von Unbehagen mit Ihnen zum Tierarzt geht. Auch bei Ihren künftigen Besuchen beim Tierarzt (den „Ernstfällen“) sorgen Sie dafür, dass der Praxisaufenthalt immer „lecker“ ist und rüsten sich mit besonders gutem Futter aus. Für Ihren Hund sollten möglichst immer die positiven Eindrücke überwiegen!
Genau so gehen Sie vor, wenn Ihr Hund die Praxis bereits kennt, jedoch bislang fürchtet. Sie müssen dann im Regelfall nur in kleineren Schritten denken und handeln – und noch attraktivere „Gegengewichte“ gegen die Angst setzen:
- Planen Sie deshalb wenn möglich von vornherein mehrere „Fress-Besuche“ ein.
- Die ersten Überraschungsmahlzeiten müssen Sie noch nicht einmal in der Praxis servieren. Lassen Sie Ihren Hund auf dem Parkplatz oder direkt vor der Tür fressen – und dann geht’s wieder nach Hause.
- Tasten Sie sich Besuch für Besuch weiter in die Praxis vor – und lassen Sie Ihren Hund zum Beispiel im Flur und im Wartezimmer fressen, ehe Sie wieder den Rückzug antreten (und zwar unbedingt, noch ehe die Angst einsetzt!). Ihr Tierarzt – dessen Einverständnis für Ihr Programm Sie natürlich erfragen – muss dabei zunächst gar nicht eingebunden werden.
- Erst später, wenn Ihr Hund freiwillig und mit einem deutlich besseren Gefühl mit Ihnen in die Praxis geht, wäre es toll, wenn der eine oder andere Kurzbesuch im Behandlungsraum möglich wäre. Viele Tierärzte sind diesbezüglich sehr kooperationsbereit – und freuen sich später über unkomplizierte vierbeinige Patienten.
Baustein 2: Großhirn an – Angst aus!
Bestimmt wissen Sie das aus eigener Erfahrung: In Panik oder Wut sein und gleichzeitig einen klaren Gedanken fassen – das funktioniert nicht! Und das ist nicht nur bei Ihnen so: Alle Säugetier-Gehirne sind so konstruiert, dass Beides – rationales Denken und starke Gefühle – nicht zeitgleich geht. Dieses Wissen können Sie sich auch im Umgang mit der Tierarzt-Angst Ihres Hundes zunutze machen. Geben Sie Ihrem Hund in der Praxis (z.B. während Sie auf die Behandlung warten) kleine Aufgaben:
- Lassen Sie ihn – soweit das in der Praxis ohne viel Wirbel möglich ist – seine Lieblingstricks und Lieblingsübungen ausführen.
- Gucken Sie, ob Sie ihn unauffällig mit kleinen Denksportaufgaben beschäftigen können (beispielsweise lässt sich die Übung „Weg vom Futter“ aus unseren Clicker-Einstiegs- und Kreativitätsübungen recht unauffällig, ohne viel Aktion und auf wenig Raum ausführen).
Belohnen Sie ihn fürstlich dafür. Sorgen Sie dafür, dass sein Gehirn „angeschaltet“ bleibt – das verhindert, dass sich Panik breitmachen kann.
Der Buchtipp zum Schluss
Daniela Hofer: Mein Hund beim Tierarzt (Cadmos Verlag, 80 S., € 10,95)
Hier kommt zwar kein Clicker zum Einsatz, aber es sind viele gute Anregungen zum Training stressfreier Tierarztbesuche enthalten:Von der Zahnpflege bis zum Krallenschneiden, vom Hochheben auf den Behandlungstisch bis hin zum Maulkorbtraining: Für diese und viele weitere typische „Tierarzt-Prozeduren“ und auch Handlingübungen der täglichen Pflege (wie z.B. Baden oder Bürsten) enthält das Buch Übungsanleitungen. Außerdem bekommt der Hundehalter Tipps, wie er seinen Hund beim Tierarzt auf die richtige Art und Weise unterstützen kann.
Zum Buch bei Amazon
… wir wünschen entspannte Tierarztbesuche!