Anti-Angst-Trick: Hilfe in Schreckmomenten
Tricktraining und Alltagstauglichkeit lassen sich nicht selten vereinen. Der Anti-Angst-Trick ist ein schönes Beispiel dafür – macht Spaß und ist ungeheuer nützlich in Schreckmomenten.
Was ist ein Anti-Angst-Trick?
Denken schützt vor Panik! Das kommt daher, dass das Gehirn nicht gleichzeitig logisch denken und stark emotional reagieren kann. Das ist übrigens bei Hund und Mensch genau gleich – und wir alle haben das auch schon erlebt (meist jedoch genau andersherum): Wenn wir wütend oder panisch sind, können wir keinen klaren Gedanken mehr fassen. Umgekehrt funktioniert es jedoch genau so: Wenn Sie also in Krisensituationen Ihrem Hund dabei helfen, das logische Denken „eingeschaltet“ zu lassen, dann schützt ihn das davor, in Panik oder Wut zu verfallen. Wie das funktioniert? Bei einem Ereignis (Beispiel: ein Knall), auf das Ihr Hund ängstlich reagieren könnte, fordern Sie ihn auf, einen Lieblingstrick zu zeigen und belohnen und feiern ihn dafür. Die Gefahr, dass Ihr Hund in Panik gerät, verringert sich deutlich.
Welcher Trick eignet sich?
Vom Prinzip her können Sie jede Lieblingsübung oder jeden Lieblingstrick Ihres Hundes auch als Anti-Angst-Trick verwenden: ob es ein Geben der Pfote ist, ein mit Begeisterung trainiertes „Sitz“, eine Drehung, der Blickkontakt zum Besitzer- an sich egal! Sie können auch mehrere Tricks zu Anti-Angst-Tricks erklären, wenn Sie mögen. Als besonders praktisch hat sich der Daumentouch – das Anstupsen des ausgestreckten Daumens – bewährt:
- Der Daumentouch ist extrem einfach zu erlernen und auszuführen.
- Der Daumen ist immer dabei – kein weiteres Zubehör notwendig.
- Der Hund orientiert sich beim Stupsen automatisch in Richtung Besitzer als sicheren Ort.
- Der Daumen kann gleichzeitig dazu genutzt werden, den Hund aus der Krisensituation hinauszuführen.
So üben Sie den Daumen-Touch
- Überlegen Sie sich eine Handhaltung, die Ihrem Hund künftig signalisieren soll: Jetzt bitte anstupsen. Das kann ein hochgereckter Daumen sein, aber genau so gut die geballte Faust oder ein oder zwei hochgestreckte Finger. Wir nehmen hier den hochgereckten Daumen bei gleichzeitiger geballter Faust als Beispiel.
- Legen Sie vor den Augen Ihres Hundes ein Stück Futter in die „Daumenhand“, schließen Sie die Hand, recken Sie den Daumen hoch und halten Sie die Hand Ihrem Hund so hin, dass er mindestens den Kopf drehen muss, um an die Hand zu gelangen, oder ein/zwei Schritte gehen muss. Um an das Futter zu gelangen, wird Ihr Hund sich mit der Schnauze in Richtung Hand bewegen. Sobald die Schnauze Ihre Hand erreicht (es muss nicht zwingend der Daumen sein), markieren Sie genau diesen Moment mit Clicker oder Lobwort und öffnen dann Ihre Hand, um das Futter freizugeben. Wiederholen Sie das mindestens 10 Mal, mit jeweils leicht veränderter Position der Hand. Ihr Hund lernt dabei: Daumen hoch = Futter drin!
- Ab jetzt wird geblöfft: Der Ablauf ist identisch mit Schritt 2, bloß tun Sie jetzt nur noch so, als würden Sie ein Stück Futter in die Daumenhand legen. In Wirklichkeit ist die Hand leer. Markieren und (aus der anderen Hand) belohnen, sobald die Hundeschnauze an die Hand mit dem hochgereckten Daumen stupst. Wiederholen Sie dies mindestens 10 Mal. Ihr Hund lernt dabei: Daumen hoch = Futter kommt (egal, von woher)!
- Ab jetzt werden Sie nicht mehr blöffen müssen, denn Ihr Hund weiß jetzt: Wann immer der Daumen hochgereckt ist, lohnt sich das Anstupsen Ihrer Hand. Üben Sie in verschiedenen Positionen. Immer markieren und belohnen, sobald die Hundeschnauze an die Hand mit dem hochgereckten Daumen stupst!
- Ein Sichtzeichen für Ihren Daumentouch haben Sie bereits automatisch eingeführt: nämlich den hochgereckten Daumen. Wenn Sie Ihren Hund jedoch auch zum Stupsen auffordern möchten, wenn er gerade nicht zu Ihnen hinschaut, dann führen Sie auch ein Hörzeichen / Wortsignal ein (nehmen wir hier zum Beispiel „Stups“). Das machen Sie so: Sie sagen „Stups“ – und bringen sofort DANACH den bekannten Daumen ins Sichtfeld Ihres Hundes. Ihr Hund lernt so: „Stups“ bedeutet = Daumen zum Stupsen taucht gleich auf.
Was ist dabei wichtig?
Das sollten Sie beachten:
- Vor dem Ernstfall: Egal, welchen Trick Sie als Anti-Angst-Trick auswählen – er muss erst zum absoluten Lieblingstrick Ihres Hundes werden und hundertfach in entspannten Situationen eingeübt worden sein, ehe sie ihn im „Ernstfall“ einsetzen können.
- Während des Ernstfalls: Je beindruckter Ihr Hund von der „Krisensituation“ sein könnte (zum Beispiel einem plötzlichen Knall auf dem Spaziergang), umso häufiger hintereinander müssen Sie die Abfolge „Anti-Angst-Trick plus Belohnung dafür“ in schneller Abfolge und in bester Partylaune wiederholen. Es kann also sein, dass Sie während des Silvester-Feuerwerkes alle paar Sekunden einen Anti-Angst-Trick abfragen, um das Gehirn Ihres Hundes im Denk-Modus (statt Panik-Modus) zu belassen.
- Nach dem „Ernstfall“: Damit Ihr Anti-Angst-Trick seine Wirkung behält, müssen Sie ihn in entspannten Situationen wieder positiv aufladen.
Sind damit jetzt alle Ängste weg – und was können Sie noch tun?
Wie gesagt: Der Anti-Angst-Trick ist nur ein kleiner Baustein in Ihrem Werkzeugkoffer gegen die Angst. Er kann Ihnen und Ihrem Hund wertvolle Unterstützung sein, ist aber natürlich kein Allheilmittel. Wenn Sie gerade für die Angst vor Knallgeräuschen wissen möchte, wie Sie Ihren Hund noch unterstützen können, dann schmökern Sie gerne in unseren Tipps gegen Silvesterstress.