Abenteuer Spurensuche
Die Spurensuche gehört wohl zu den für uns Menschen faszinierendsten Einsatzbereichen der Hundenase. Wohl kaum jemand, der nicht schon einmal einen Film gesehen hat, in dem ein Kommissar Rex oder eine Lassie schnüffelnd der Fährte eines flüchtigen Verbrechers oder eines vermissten Menschen folgte. Die gute Nachricht: Das kann Ihr Hund auch – und er tut es wahrscheinlich tagtäglich bereits: zum Beispiel, wenn er beim Spaziergang deutlich sichtbar auf der Spur eines Hundefreundes oder der Nachbarskatze läuft oder im Wald eine Wildfährte entdeckt hat.
Dass die Fährtenarbeit für viele Hundebesitzer nach wie vor als „Geheimwissenschaft“ und äußerst schwer zu lernen gilt, liegt sicherlich vor allem daran, dass wir Menschen mit unserem beschränkten Riechorgan echte Fremdlinge in der Welt der Düfte sind und meist kaum nachvollziehen können, was unsere Vierbeiner gerade in der Nase haben. Nicht zuletzt darauf ist vermutlich auch zurück zu führen, wie die Fährtenarbeit als sportliche Disziplin, z.B. im Gebrauchshundesport, oftmals trainiert wird: Dort wird Wert darauf gelegt, dass der Hund mit der Nase am Boden Tritt für Tritt und auf exaktem Wege einer Menschenspur folgt. Für den Hund ist das eigentlich unnatürlich – denn sein „Normalverhalten“ bei der Spurensuche würde anders aussehen: Er würde häufig mit erhobener Nase in den Wind wittern (denn Gerüche hängen teilweise wie Duftwolken in der Luft und befinden sich nicht nur am Boden), er würde auch mit den Augen die Umgebung absuchen und er würde auf dem schnellsten und effektivsten Weg zum Ziel den ein oder anderen Winkel abkürzen, wenn ihm der Duft der gesuchten Person bereits den Weg weist. Während Ihr Hund und Sie das – für den Hund „unnatürliche“ – Suchverhalten für die Fährtenarbeit als Hundesport-Disziplin tatsächlich also erst von Grund auf einüben müssten, können Sie bei der ergebnisorientierten Spurensuche gleich loslegen und sich über schnelle Erfolge freuen!
Hier eine kleine Anleitung zu einem einfachen Fährten-Experiment. Wir hoffen, Sie damit infizieren zu können. Glauben Sie uns: Sie MÜSSEN die Spurensuche mit Ihrem Hund einfach ausprobieren. Er wird sie lieben, und Sie werden staunen – ganz bestimmt! Übrigens sind wir selbst weit davon entfernt, altgediente Experten in Sachen Fährtenarbeit zu sein. Wir haben uns von Trainern wie Anne Lill Kvam oder Viviane Theby inspirieren lassen, haben ungläubig einfach losgelegt und ausprobiert – und waren verblüfft und begeistert, wie gut es funktionierte!
Also los – überraschen Sie Ihren Hund doch einmal mit folgendem Spiel:
Sie brauchen:
- einen netten Helfer, den Ihr Hund gerne mag,
- für Ihren Hund ein Brustgeschirr und eine lange Leine (idealerweise eine 7-10 Meter lange Schlepp- oder Feldleine),
- eine etwa zwei Meter lange Schnur, an der etwas ganz besonders Leckeres befestigt wird, z.B. ein Würstchen,
- ein wenig lichten Wald als Übungsgelände.
Und so geht’s:
- Sie halten den Hund, Ihr Helfer die Schnur mit der Wurst.
- Ihr Helfer zeigt Ihrem Hund die Wurst und macht ihm so richtig Appetit.
- Vor den Augen des angeleinten Hundes geht Ihr Helfer nun geradewegs in den Wald hinein und schleppt dabei die Wurst hinter sich über den Boden.
- Nach 10 Schritten geradeaus hebt Ihr Helfer die Wurst hoch – sie schleift ab jetzt nicht mehr über den Boden.
- Nach insgesamt 30 Schritten geradeaus biegt der Helfer nach rechts oder links ab, läuft weitere 20 Schritte und versteckt sich dann am Ende der Fährte hinter einem Busch oder Baum.
- Sie und Ihr Hund haben währenddessen am Start gewartet. Ganz bestimmt wünscht sich Ihr Hund nichts sehnlicher, als dem netten Wurstträger zu folgen. Sprechen Sie während des Wartens nicht zu ihrem Hund – das würde ihn nur ablenken. Sobald Sie denken, dass Ihr Helfer am Ziel angekommen ist, lassen Sie die Leine locker und folgen Ihrem Hund, der mit Sicherheit sofort losmarschiert. Halten Sie dabei die Leine so, dass Ihr Hund etwa 3 m vor Ihnen läuft – der Rest der Leine schleift hinter Ihnen über den Boden.
- Lassen Sie Ihren Hund einfach machen. Sagen Sie nichts. Sie werden sehen: Mit Sicherheit wird er von sich aus all seine Sinne einsetzen, um Ihren Helfer und seine Wurst zu finden – und dabei automatisch auch der Spur folgen!
- Ihr Hund ist am Ziel angekommen? Dann gibt’s eine kleine Willkommensparty mit einem Wurst-Festmenü für den erfolgreichen Spurenprofi!
Falls es nicht auf Anhieb klappt:
- Ihr Hund rennt begeistert los, ist dann aber komplett auf dem Holzweg? Bleiben Sie einfach ruhig stehen, halten Sie vorsichtig die Leine und sagen Sie nichts (Ein „nein“ z.B. könnte Ihr Hund unter Umständen als Verbot der Spurensuche interpretieren!). Vielleicht findet Ihr Hund den richtigen Weg. Wenn nicht, starten Sie – auf noch „unberührtem“ Gelände – einfach einen neuen Versuch.
- Ihr Hund läuft nur ein kurzes Stück auf der Spur und rennt dann querfeldein, um den Winkel abzukürzen und auf direktem Wege zu Ihrem Helfer zu flitzen? Kluger Hund! Ihm hat der Wind den Duft von Helfer und Wurst wahrscheinlich schon in die Nase wehen lassen und er erreicht mit erhobener Nase auf kürzestem Wege sein Ziel. Das ist in jedem Fall eine Belohnung wert – und Sie achten beim nächsten Mal einfach darauf, dass Sie den Wind im Rücken haben.
- Ihr Hund weiß so gar nicht recht, was er tun soll und steht ratlos da? Für manche Hunde ist das selbständige Arbeiten zunächst ungewohnt. Sie können Ihrem Vierbeiner helfen, indem Ihr Helfer nur ein ganz kleines Stück weggeht, hinter einem Strauch oder um eine Ecke verschwindet und Ihr Hund ihm sofort folgen darf. Das kann man auch prima auf einem Spazierweg spielen, wenn Ihr Begleiter einfach ein Stück vorläuft und sich dann in die Büsche schlägt. Vielleicht motiviert es Ihren Hund auch ganz besonders, wenn Ihr Helfer die Wurst die ganze Strecke lang hinter sich her zieht.
Und: Wie war’s?
Wir hoffen, Sie haben die ersten Erfolg feiern können. Wenn Sie Lust haben, mehr über die Spurensuche zu erfahren, schauen Sie doch einmal nach unseren Schnüffelbuchtipps: „Spurensuche“ von Anne Lill Kvam und „Das große Schnüffelbuch für Hunde“ von Viviane Theby sind hier genau die richtige Lektüre für Sie.